Leitbild Nachhaltige Stadt Leutkirch
Die Nachhaltige Stadt Leutkirch im Allgäu formuliert in ihrem Leitbild ein ausgewogenes Verhältnis von Effizienz, Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Akzeptanz als Grundvoraussetzung für nachhaltige Projekte. Kurzfristige Umsetzbarkeit, messbare und erreichbare Ziele, sowie innovative Lösungsansätze kennzeichnen alle Projekte auf dem Weg zur nachhaltigen Stadt. Die Sporthalle aus den Achtzigerjahren soll gestalterisch sowie energetisch saniert werden. Die Sanierung der Fassade stellt dabei neben der Sanierung des Daches die größte zu sanierende Fläche mit gut 1.400 m² dar.
Gebäudehülle in heimischer Weißtanne
Über die bisherige Halle wird eine neue Gebäudehülle in Holzbauweise unter Verwendung nachwachsender heimischer Weißtanne errichtet. Es soll ein Leuchtturmprojekt entstehen, das die ideale Verbindung von naturverträglichem Waldbau mit umweltbewusstem Bauen in Kooperation mit regionalen Betrieben verbindet. Die in der Region typische Weißtanne gilt gegenüber anderen heimischen Nadelholzarten nachweislich als klimastabiler. Der Vorschlag, die Turnhallensanierung mit dem TES-Verfahren auszuführen und ein Antrag beim Holz-innovativ-Programm (HiP) zu stellen kam vom Netzwerkmanagement des Netzwerk Forst und Holz Allgäu-Oberschwaben, bei dem die Große Kreisstadt Leutkirch Mitglied ist. Das TES EnergyFacade (timberbased element systems for improving the energy efficiency of the building envelope) wird hierbei erstmalig in unserer Region angewandt. Die Gesamtplanung der Sanierung hat das Architekturbüro Gegenbauer aus Leutkirch. Das Ingenieurbüro Herz&Lang, Netzwerkpartner bei Forst und Holz Allgäu-Oberschwaben bekam den Zuschlag für die Planung der energetischen Fassadensanierung und Bauleitung in diesem Bereich.
Teil der regionalen Wertschöpfungskette
Da viele kommunale Gebäude in naher Zukunft saniert werden, soll das Vorhaben als Demonstrationsprojekt für energetische Sanierungen in Baden-Württemberg dienen. Großer Wert wird hierbei auf die Regionalität gelegt. Durch die Verwendung von heimischem Holz wird der Prozess der Modernisierung als Teil der regionalen Wertschöpfungskette verstanden. Ein vollständiges Nachhaltigkeitskonzept berücksichtigt die Vermeidung von unnötigen Stoffströmen, Transportwege der Baustoffe und Anfahrtswege zur Baustelle sowie Beschäftigungseffekte für das regionale Fachhandwerk.
Ressourcenverbrauch in der Herstellungsenergie
Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit werden für die Fassade großformatige Holzrahmenelemente verwendet. Durch die genaue Gebäudevermessung werden die Fassadenelemente kostengünstig vorgefertigt und ermöglichen dadurch eine kurze wirtschaftliche Bauzeit. Innovativ sind an dem Ansatz bei der Sporthalle in Leutkirch die Maximierung des Vorfertigungsgrades und die Minimierung des Ressourcenverbrauchs in der Herstellungsenergie. Das für die Sanierung der Sporthalle entwickelte System hat einen minimalen U-Wert mit 0,14 W/(m²K). Mit dem Sanierungskonzept wird der kfw-Effizienzhaus 70-Standard erreicht. Die ausführende Firma der Fassadenarbeiten war Holzbau Zettler aus Memmingen.
Vertikale Elemente im Bauablauf durchplanen
Weitere Innovation ist die Planung und Vorfertigung von gebäudehohen Elementen. Aufgrund der Kubatur, der Konstruktion oder des Bauablaufs wurden bei bisherigen Sanierungen mit Holzbausystemen im Wesentlichen horizontale Elemente eingesetzt. Bei der Sporthalle in Leutkirch bietet sich jedoch an, am Hauptteil vertikale Elemente einzusetzen. Bei einer Elementhöhe von 9,1 m stellt dies jedoch eine neue technische Herausforderung dar. Die Logistik ab Werk, vor allem aber das Anbringen an der Fassade ist mit den hohen vertikalen Elementen im Bauablauf durchzuplanen.
Rationalisierung durch große Längen
Der Ansatz der Maximierung des Vorfertigungsgrades und die Minimierung des Ressourcenverbrauchs in der Herstellungsenergie soll auch die Fassadenansicht mit einschließen. Hierbei wird eine vertikale Leistenschalung in heimischer unbehandelter Weißtanne bereits ab Werk an die Elemente angebracht. Die Längen der Leisten mit 9,1 m werden durch entsprechende Liefervorgaben erreicht. Durch die großen Längen entsteht auch eine Rationalisierung, deren Quantität sich aber erst nach der Umsetzung dieses innovativen Projektes messen lassen wird. Lieferant der Weißtannenleisten war der Leutkircher Holzfachhandel von Peter&Sohn ebenfalls Netzwerkpartner von Forst und Holz Allgäu-Oberschwaben.
Förderprogramm EFRE „Holz Innovativ“
Das Vorhaben wird durch die Europäische Union und das Land Baden-Württemberg finanziell unterstützt. Für die Maßnahme wurde ein Antrag auf Zuwendung im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) – Innovation und Energiewende – im Rahmen der Verwaltungsvorschrift Holz Innovativ Programm des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gestellt und die Zulassung des Beginns vor Bewilligung erteilt. Der nachwachsende Rohstoff Holz leistet schon heute einen großen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. Das Holz Innovativ Programm – innovative Holzbaulösungen in modellhaften Bauvorhaben – soll dazu beitragen, die Innovationskraft und Innovationstätigkeit der Unternehmen des Clusters Forst & Holz Allgäu-Oberschwaben zu stärken und die effektive und effiziente Nutzung des regenerativen Rohstoffes Holz unter Beachtung der Gesichtspunkte der Umweltschonung und Ressourceneffizienz zu steigern.
Text: Stadt Leutkirch / Netzwerk Forst und Holz-Allgäu-Oberschwaben
Bildnachweis: 1. bis 3. Christoph Morlok
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